The Grand –
nicht ganz so grand
Wir waren mit großen Erwartungen gekommen, denn ich war hier schon mal auf einer richtig rauschenden Party. Deshalb wusste ich, dass die Räume schön sind, und die Konzepter was drauf haben. Gegangen sind wir aber enttäuscht. Die Räumlichkeiten waren immer noch schön, aber das war es dann schon fast.
Die 23 EUR hätte man besser in mehr Alkohol investieren sollen.
Wir waren eine hungrige Gesellschaft aus 2 Omnivoren, 1 Vegetarier, 1 Veganer. Omnivore 1 hatte den Rehrücken (34,50 EUR) und war damit zufrieden. Alle anderen waren ziemlich enttäuscht von der uninspirierten, teilweise sehr mäßigen Küche. Und das bei nicht gerade gemäßigten Preisen.
Bild: Aufgrund einer Stimmungsflaute verzichteten wir auf das Dessert. Stattdessen zeigen wir den geistreichen Humor von Mitte-Bauarbeitern.
Die sind offensichtlich origineller als Mitte-Köche was pflanzliche Rohstoffe angeht.
Die 23 EUR für das (vegane) „Gemüsebeet“, das aus nicht schmeckenden, nicht gewürzten und unglücklichen Gemüsen zu bestehen schien, hätte man besser woanders oder in harten Alkohol investieren sollen. Die Stimmung wurde schlechter.
Das (vegetarische) Risotto für 24,50 EUR war der Omnivorin 2 und der Vegetarierin gleichermaßen fade. Zumal der auf der Karte annoncierte Lakritzschaum einfach nicht zu finden, geschweige denn zu schmecken war. Außer Carbs nichts zu vermelden. Und dabei ist die Vegetarierin ein großer Risotto Enthusiast mit noch größerer Toleranzspanne. Aber so ging die Stimmung gegen Tiefpunkt.
Ein Stück Fleisch kann jeder braten, das ist nun wirklich nichts Besonderes. Aber Zeiten und Zielgruppen ändern sich. Auch die zahlungskräftige Veggie- oder Flexi-Kundschaft will Leistung sehen, und nicht nur alibi-mäßig aufgebohrte Beilagen serviert bekommen.
Ein Stück Fleisch kann jeder braten.
Die Stimmung: Wie gesagt eher unterm Tisch. Da half nur den Rest des Weins runterstürzen und der Bedienung signalisieren, dass man sich das Dessert schenken will.
Und vielleicht eine Aussprache?
Die Servicekraft kam, sah und fragte bemüht unauffällig, ob denn „alles in Ordnung“ war. Rehrücken war gut, sagte Omni 1 (außer für das Reh offensichtlich). Dann sprachen Omni 2 und der Veganer die etwas uninspirierten aber nicht minder hochpreisigen Gerichte Risotto und Beet an. Ich betone: gesagt wurde „uninspiriert“. Gemeint war fade und dröge. Und wo war überhaupt die Lakritze, Herr Ober!?
Ich weiß nicht, ob die Bedienung die Subtilität des Gesagten zu deuten wusste. Sie ließ es nicht erkennen. Jedenfalls entgegnete sie auf die wirklich sachlich hervorgebrachte Kritik erstmal nichts (!) und bemerkte zum fehlenden Schaum, dass sie mal in der Küche nachfragen werde. Damit hatten wir unseren Kellner allerdings zum letzen Mal gesehen an diesem Abend. Schlau, wie er war, kam er nicht mehr zurück und schickte stattdessen eine charmante Kollegin mit der Rechnung. Der Fuchs. Die Kollegin ging dann allerdings ohne Trinkgeld davon. Und wir ohne Antworten aus der Küche.
Das ist einem selbsternannten „großen“ Restaurant, zumal in Berlin Mitte, wahrlich nicht würdig. Vielleicht war es nur die Tagesform des Kochs. Und der Bedienung. Das kann sein.
Es könnte aber auch sein, dass der Anspruch der Macher des The Grand klare Grenzen und die (ja, subjektiv gesehen) falschen Prioritäten hat. Und das wäre in diesem Fall schade für die wunderschönen Räumlichkeiten.